Der KfZ-Bestand steigt und steigt und steigt

Habe mir mal wieder den deutschen KfZ-Bestand angesehen, in der Erwartung, dass im Corona-Jahr 2020 wenigstens eine kleine Abflachung des Zuwachses zu verzeichnen wäre. Pustekuchen. Wie in den beiden Vorjahren wuchs der KfZ-Bestand 2020 um 1,5% (+ 862.000). Zwar erhöhte sich der PKW-Bestand mit + 533.000 in 2020 etwas langsamer als in 2019 (+ 620.000), aber das wurde durch die starken Anstiege bei LKW und Motorrädern vollständig wettgemacht. Unter den PKW nahmen SUVs und Geländewagen sowie Wohnmobile wieder weit überdurchschnittlich zu. Der KfZ-Bestand in Deutschland belief sich am 1.1.2021 auf wahnwitzige 59,02 Mio. Fahrzeuge. Unten die Entwicklung des Bestandes ab dem Jahr 2000.


Ein Wirtschaftssystem, das trotz Klimakatastrophe, Pandemie, angeblich gestiegenem „Umweltbewusstsein“, immenser Platznot in den Städten u.v.m. bei einem seiner schädlichsten und asozialsten Hauptprodukte solche Zahlen produziert, MUSS zwangsläufig in einer gigantischen Katastrophe untergehen. Sign o‘ the times.

© Matthias Wehrstedt 2021

Anti-MIV-Politik

Erläuterung zur Abbildung:

Die beiden „Sprünge“ im KfZ-Bestand zwischen 1990 und 2005 sind so zu erklären: Der erste Sprung nach oben Anfang der 1990er ist natürlich der Wiedervereinigung geschuldet. Der zweite Knick nach unten 2001 beruht auf einer neuen Zählweise, bei der die zum Zeitpunkt der Erhebung zum jeweiligen Jahreswechsel (also im Winter) nicht angemeldeten KfZ nicht mehr zum Bestand dazugerechnet werden. Aber natürlich kannten in Wirklichkeit auch 2001 die KfZ-Bestandszahlen nur eine Richtung: die nach oben, wie in allen anderen Jahren seit 1955 auch. Leider habe ich nirgends eine Grafik gefunden, die diesen die realen Verhältnisse verzerrenden Knick nicht aufwies.

Zunächst ein paar Zahlen zum motorisierten Individualverkehr (MIV):

Zum 1.1.2019 waren in Deutschland

  • 57,3 Mio. KfZ angemeldet,
  •   fast 900.000 mehr als ein Jahr zuvor (ein Zuwachs von 1,5%), davon waren
  •   47,1 Mio. PkW,
  •   4,4 Mio. Motorräder und
  •   5,4 Mio. LkW und Zugmaschinen.
  •   Auf 1000 Einwohner kommen derzeit ziemlich genau 700 Kraftfahrzeuge.

(Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes)

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Entsetzen und Trauer um die Opfer des Autoterrors !

So oder ähnlich müssten Tag für Tag die Schlagzeilen lauten, wenn Bevölkerung und Medien nur halbwegs Realitätssinn hätten. Jeden Abend „Brennpunkte“ und „ZDF Spezials“ zu Hauf, die jüngst in Mode gekommenen Nachrichtenticker vermelden alle paar Minuten neue Schwerverletzte und alle paar Stunden neue Todesopfer, Reporter berichten ständig live von den Schauplätzen der schlimmsten Unfälle des Tages, „Experten“ erläutern den Hergang der jüngsten Unglücke auf Deutschlands Straßen, die Polizei informiert rund um die Uhr, der Verkehrsminister kommt vor lauter Interviewanfragen kaum zum Regieren, die Opposition fordert endlich Konsequenzen, das ganze Land ist in einem durchgängigen Schockzustand.

Ja, denn im deutschen Straßenverkehr sind auch im gerade abgelaufenen Jahr wieder mehr als 3000 Menschen umgekommen, der ADAC schätzt die Zahl für 2016 vorläufig auf 3280 [1]. 3280 Tote, das bedeutet ziemlich genau 9 Tote Tag für Tag, Monat für Monat, Jahr für Jahr. Alle 32 Stunden kommt so die Zahl der Opfer des Berliner LKW-Anschlags vom Dezember 2016, des ersten islamistischen Anschlags in Deutschland, der einheimische Todesopfer forderte, zusammen. Mit tödlicher Präzision addieren sich die Opfer Woche für Woche – diese Woche etwa 60, nächste Woche wieder 60, darauf die Woche wieder und immer so weiter [2]. Allein: es interessiert niemanden.Weiterlesen »