Karlsruhe: Schafe halten Wölfe für ungefährlich

Ein Kommentar zur Ablehnung des Verbots der NPD durch das Bundesverfassungsgericht

Wenn unsere Gegner sagen: Ja, wir haben Euch doch früher die […] Freiheit der Meinung zugebilligt – , ja, Ihr uns, das ist doch kein Beweis, daß wir das Euch auch tuen sollen! […] Daß Ihr das uns gegeben habt, – das ist ja ein Beweis dafür, wie dumm Ihr seid!
Joseph Goebbels, in einer Rede vom 4. Dezember 1935

Den alten, knarzigen, antifaschistischen Haudegen Fritz Bauer hatte ich hier ja schon vor einigen Wochen zitiert – „Man darf Humanität nicht mit Schwäche und Schlappheit verwechseln“, hatte der einmal in einem Interview gesagt. Genau das hat aber meiner Meinung nach das Bundesverfassungsgericht mit der erneuten Ablehnung des Antrags auf Verbot der NPD getan. In einer Zeit, in der das Gespenst des Rechtspopulismus immer riesiger über den demokratischen Gesellschaften schwebt, hält man es in Karlsruhe nicht für nötig, genau dagegen ein klares Zeichen zu setzen und wenigstens die allerradikalsten der neuen Rechten in ihre Schranken zu verweisen, sondern macht weiter mit einer Toleranzpolitik, die eben genau den Fehler begeht, vor dem Bauer warnt: sie tritt dem Neofaschismus nicht human und entschlossen gegenüber, sondern lässt ihn in treuherziger Naivität im Namen der Meinungsfreiheit einfach weiter agieren, wobei man sich einzureden versucht, er sei nicht so sehr gefährlich und es werde schon nichts Schlimmes passieren.Weiterlesen »

Entsetzen und Trauer um die Opfer des Autoterrors !

So oder ähnlich müssten Tag für Tag die Schlagzeilen lauten, wenn Bevölkerung und Medien nur halbwegs Realitätssinn hätten. Jeden Abend „Brennpunkte“ und „ZDF Spezials“ zu Hauf, die jüngst in Mode gekommenen Nachrichtenticker vermelden alle paar Minuten neue Schwerverletzte und alle paar Stunden neue Todesopfer, Reporter berichten ständig live von den Schauplätzen der schlimmsten Unfälle des Tages, „Experten“ erläutern den Hergang der jüngsten Unglücke auf Deutschlands Straßen, die Polizei informiert rund um die Uhr, der Verkehrsminister kommt vor lauter Interviewanfragen kaum zum Regieren, die Opposition fordert endlich Konsequenzen, das ganze Land ist in einem durchgängigen Schockzustand.

Ja, denn im deutschen Straßenverkehr sind auch im gerade abgelaufenen Jahr wieder mehr als 3000 Menschen umgekommen, der ADAC schätzt die Zahl für 2016 vorläufig auf 3280 [1]. 3280 Tote, das bedeutet ziemlich genau 9 Tote Tag für Tag, Monat für Monat, Jahr für Jahr. Alle 32 Stunden kommt so die Zahl der Opfer des Berliner LKW-Anschlags vom Dezember 2016, des ersten islamistischen Anschlags in Deutschland, der einheimische Todesopfer forderte, zusammen. Mit tödlicher Präzision addieren sich die Opfer Woche für Woche – diese Woche etwa 60, nächste Woche wieder 60, darauf die Woche wieder und immer so weiter [2]. Allein: es interessiert niemanden.Weiterlesen »